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KORA-Forum 2021

Let’s play: Jihad and Reconquista – Gamification als Strategie des politischen Extremismus

Etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich am 10. und 11. November 2021 beim fünften KORA Forum über die Nutzung von Gaming-Welten durch Islamisten und Rechtsextremisten aus. An der digitalen Veranstaltung haben unter anderem Vertreterinnen und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen der Präventionsarbeit, von Trägern der Wohlfahrt, Lehrkräfte, Vertreterinnen und Vertreter muslimischer Organisationen, der kommunalen Verwaltung, der Landesbehörden sowie Sicherheitsbehörden innerhalb und außerhalb Sachsens teilgenommen.

Hauptrednerin war in diesem Jahr die renommierte Wissenschaftlerin und Bestsellerautorin Julia Ebner, die am Institute for Strategic Dialogue in London zu Radikalisierungsprozessen und Terrorismusabwehr forscht und mit ihrem Buch »Wut. Was Islamisten und Rechtsextreme mit uns machen« einen SPIEGEL-Bestseller landete.

Der in diesem Jahr gewählte phänomenübergreifende Blick eignete sich sehr gut, um sich dem Thema Gamification zu nähern. Gamification – die Verwendung von Spielelementen in nicht spielerischen Umgebungen – meint in diesem Kontext beispielsweise die Nutzung von Gaming-Plattformen, Elementen von Online-Spielekulturen, einer bestimmten Ästhetik oder kulturellen Codes zum Zweck extremistischer Propaganda und Rekrutierung. Die Strategien islamistischer und rechtsextremistischer Akteure ähneln sich hierbei.

Der Angriff auf die muslimische Gemeinde in Christchurch am 15. März 2019 und der antisemitische Angriff auf die Hallenser Synagoge am 9. Oktober 2019 zeugen vom Bezug zu kontemporärer Gaming-Kultur und der Verquickung terroristischer Aktivitäten mit Spielelementen. Ziel- und Punktelisten, Live-Streams auf Gaming-Plattformen und die Verwendung von viralen humoristischen Bildern und Videos, sogenannten Memes, dienten zur Erzeugung größtmöglicher Aufmerksamkeit bei der Rekrutierung und Mobilisierung für die extremistische Ideologie. In der Vergangenheit haben auch jihadistische Netzwerke durch ein ähnliches Vorgehen auf sich aufmerksam gemacht.

Ein wesentlicher Fokus bei dieser Konferenz war, nicht noch eine »Killerspieldiskussion« zu führen. Das KORA Forum suchte stattdessen bewusst den Dialog zwischen Wissenschaftlern, Praktikern der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit sowie Gamern. Gemeinsam sprachen sie darüber, wie dagegen vorgegangen werden kann, dass Extremisten zunehmend Elemente der Gaming-Kultur für ihre menschenfeindlichen Zwecke vereinnahmen. Gerade das Vorgehen islamistischer Extremisten oder des Attentäters auf die Synagoge in Halle, zeigen, dass es hier außerdem einen phänomenübergreifenden Blick braucht.

Teil der diesjährigen Konferenz war auch ein umfangreiches Begleitprogramm. Mit einem Begleitheft haben Expertinnen und Experten aus ihrer jeweiligen Perspektive in das Thema des KORA Forums eingeführt. In einem Podcast wurde ein Einblick in die Motivation von Referierenden der Veranstaltung gegeben, sich mit Gamification auseinanderzusetzen. Zu Gast waren Dr. Benjamin Strobel und Mick Prinz, Linda Schlegel sowie Arne Vogelgesang. Das Graphic Recording der Illustratorin Anja Maria Eisen hat die wesentlichen Inhalte des Fachtags graphisch aufbereitet.

 

Aufzeichnung der Keynote von Julia Ebner beim KORA-Forum 2021

Begleitmaterial

Der Podcast

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